(english below) Eine gemeinsame Erklärung der antiautoritären, antifaschistischen und feministischen Kollektive von Heraklion, Griechenland, anlässlich der kurzzeitigen „Wiederbesetzung” der Roten Flora im späten Frühjahr sowie zur Position eines Teils der autonomen Bewegung in Deutschland zum Krieg in Palästina.
16.10.2024
Als lokale Bewegung aus Griechenland haben wir langjährige Beziehungen und Kontakte zu Menschen und Strukturen in der Stadt Hamburg und anderen Städten in Deutschland. Daher möchten wir klarstellen, auf welcher Grundlage wir bereit sind, diese Beziehungen fortzusetzen, und wo unsere Grenzen liegen.
Wir schreiben dies von einem Ort und einer Region aus, die eine lange Geschichte der Kolonisierung durch verschiedene Reiche erlebt hat. Von der römischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Herrschaft über den italienischen und deutschen Faschismus bis hin zur britischen und US-amerikanischen Hegemonie ist die Geschichte der Besatzung, der Kollektivstrafe, des Massenmordes und des Versuchs der Ausrottung in der Erinnerung der kretanischen Bevölkerung verankert. Für uns (und für viele andere Nationen, die den Kolonialismus erlebt haben) ist es leicht, all das in dem wiederzuerkennen, was in den Ländern Palästinas seit dem Beginn des zionistischen Projekts eines jüdischen Siedlerstaates geschehen ist.
Aber wir erkennen auch etwas anderes, das uns sehr vertraut ist: den Widerstand gegen Kolonialherrschaft und Unterdrückung.
Wir finden es arrogant, orientalistisch (diese Haltung gegenüber dem palästinensischen Widerstand entspringt eindeutig einem islamophoben und westlichen Weltbild, das mit einer vermeintlich progressiven Haltung kaschiert wird) und abstoßend, dass Teile der autonomen Bewegung (und der Fanszene des Fußballvereins St. Pauli) die Handlungen der eindeutig rechtsgerichteten israelischen Regierung, die mit voller militärischer und politischer Unterstützung und Hilfe westlicher Mächte die palästinensische (indigene) Bevölkerung massakriert, nicht verurteilen.
Eine Regierung, die nicht zögert, die gesamte Region (wenn nicht sogar die ganze Welt) in einen weiteren großen Krieg zu stürzen, um ihre Kolonialpläne zu verwirklichen. Im Moment hat sich das Gemetzel noch weiter ausgebreitet und die Menschen im Libanon müssen den Preis für den Rassismus und die Doppelmoral westlicher Regierungen und Gesellschaften zahlen, die nichts tun, um diesen Wahnsinn zu stoppen.
Keine klare Haltung gegenüber dem Staat Israel einzunehmen, ist eine Schande für die Geschichte der Linken, und es wäre besser, das besetzte Gebäude der Roten Flora den Menschen zu überlassen, die ihre Unterstützung für diejenigen zum Ausdruck gebracht haben, die wir, die linke Bewegung, immer unterstützt haben: die Unterdrückten.
Nach all dem grüßen wir die Genossinnen und Genossen, die sich dem Kampf für ein freies Palästina angeschlossen haben. Wir stehen jedem Nationalstaat kritisch gegenüber und sehen in diesen Strukturen keine echte Lösung, aber jetzt geht es darum, für die Beendigung der Kolonialherrschaft zu kämpfen und darauf zu bestehen, dass „Nie wieder” bedeutet: „Nie wieder für Alle!”. Denn heute ist es dringender denn je, Wege zu finden, um die Gesellschaft gegen den drohenden dritten Weltkrieg zu mobilisieren, in den uns das kapitalistische System hineinzieht.
Erklärung von: Versammlung für die Solidarität mit dem Palästinensischen Volk Heraklion/Kreta, Αntifascist network Antifa Heraklion, Antiautoritäre Gruppe Вelum urbi, Feministische Solidarität Heraklion, Antiautoritäre Studenteninitiative der Universität Kreta Api Nere, libertäres Kollektiv in El.Me.Pa Trivolia, Landwirtschaftskollektiv Becollective, Selbstverwaltete Konzertgruppe Stoa 60
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How to recognize a genocide when you see it.
A joint statement from the Anti-Authoritarian, Antifascist, and Feminist Collectives of Heraklion, Greece, on the occasion of the short-term “re-occupation” of the Rote Flora in late spring, as well as regarding the position of a part of the Autonomous movement in Germany.
16.10.2024
As a local movement, we have long-standing relationships and contacts with people and structures in the city of Hamburg and other cities in Germany. Therefore, we feel the need to clarify the basis on which we are open to continue this relationship and where our limits lie. We write this from a location and geography that has experienced a long history of colonization by various empires. From the Romans, Byzantines, Venetians, Ottomans, Italian and German fascists, to the hegemony of the British and the USA, there is a long collective memory of what occupation looks like and what collective punishment, mass murder, and attempted extermination mean.
For us (and coincidentally for many other nations that experienced colonialism), it is easy to recognize all the above in what is happening in the lands of Palestine since the Zionist project of a Jewish settler state began. But we also recognize something else that is very familiar: resistance to colonial rule and oppression.
We find it arrogant, orientalist (your stance against the united Palestinian resistance clearly comes from an Islamophobic and Western worldview covered in a left/progressive veil), and disgusting that you (and FC St. Pauli Club) are not condemning the actions of a clearly right-wing government (that of Israel) that slaughters the Palestinian (indigenous) population with all the military and political help and support of (mostly) Western powers. A government that in order to realize its colonial plans is not hesitating to drag the whole region (if not the whole world) in another major war. Right now, the slaughter has expanded even more and the people of Lebanon have to pay the price of the racism and the double standards of Western governments and societies who do nothing to stop this madness. Not taking a clear stance against the State of Israel is a disgrace to the history of the Left, and it would be better to leave the building to the people who have expressed their support for the ones we, the Left, have always supported: the oppressed.
Having said all that, we salute the comrades who sided with the struggle for a Palestine that is free to determine its future.
We are certainly critical of every nation-state and see no real solution in these kinds of structures, but what matters now is fighting to end colonial rule and insisting that “Never again” means “Never Again for anyone”. Because today, it is more urgent than ever to find ways to mobilize societies against the looming third world war that the capitalist system is pushing itself and us into.
Declaration of: Assemply of Solidarity with Palestinian people, Heraklion Antifascist network in Heraklion, Antifa Her Antiauthoritarian group Belum Urbi, Transfeminist solidarity of Heraklion, Anti-authoritarian Student Initiative at University of Crete, Api Nere Libertarian group at El.Me.Pa University Trivolia, Agricultural group, Becollective Self-managed concert group, STOA 60