Alice-Salomon-Hochschule Audimax von Student:innen in Solidarität mit Palästina besetzt!

06.01.–10.01.2025: „Kommt zur ASH und zeigt Solidarität, wir werden die ganze Woche bleiben!”

Am 06.01.2025 hatten Studierende der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) aus Solidarität mit Palästina das Audimax besetzt. Die Besetzung stehe auch in Solidarität und Anerkennung für frühere Besetzungen weltweit. In ihrem Statement zur Besetzung schreiben sie, ihr Ziel ist es, Raum zurückzufordern und einen Ort für selbstorganisiertes Lernen zu schaffen, der sich auf Antikolonialismus und Widerstand konzentriert. Dieser Raum soll für alle Menschen zugänglich sein – nicht nur für Studierende. Außerdem wird auf die Komplizenschaft vieler Universitäten mit Israel hingewiesen.

Bei Verhandlungen und Gesprächen mit der Hochschulleitung wurde den Besetzer:innen versprochen, dass sie eine Woche lang das Audimax für ihre Inhalte nutzen können, wenn sie das Gebäude immer um 21:00 Uhr verlassen – außerdem würde es dann keine Anzeigen wegen Hausfriedensbruch geben und somit auch nicht geräumt werden.

Die studentische Besetzung des Audimax bietet nun täglich bis mindestens Ende der Woche ein selbstorganisiertes antikoloniales Programm mit Soli-Vokü, Dabke-Tanz, Veranstaltungen, Kino und Diskussion an. Der Beginn mittags wird mit einer Diskussion über das gemeinsame Programm eröffnet, so dass sich alle einbringen können.

Trotzdem am Tag der Besetzung am 06.01.2025 die Hochschulleitung die abends anrückenden Bullen nicht zur Räumung gerufen hatte und die Direktorin sogar den Bullen höchstpersönlich den Zutritt in das Gebäude verweigerte, kam es bei der anschließenden Kundgebung nach 21:00 vor dem Gebäude zu brutaler Bullengewalt und Festnahmen. Weil das Berliner Polizeipräsidium keine Handhabe der Räumung hatte, schoben sie nun “Beleidigung” als Festnahmegründe vor.

Die einschlägig bekannte – polizeilich eingebettete – Springer-Journaille, Politiker der SPD und Bullenführung hetzten im Nachhinein gegen die Intervention der Hochschul-Direktorin, welche den eingesetzten Bullenführer klarmachte, dass sie nicht von ihr gerufen worden seien, und daher keinen Zutritt zum Gebäude bekämen.

Hintergrund dieser Hetze ist es, dass die SPD-Fraktion von Berlin beschlossen hatte, alle Hochschulen dazu zu bewegen, keine Besetzungen zu dulden und von den Bullen räumen zu lassen:

»Es ist nicht die erste Besetzung eines Berliner Hörsaals durch Pro-Palästina-Demonstranten. Vor diesem Hintergrund kritisierte die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus die Hochschul-Leitung. Der Sprecher für Inneres, Martin Matz, sagte: „Ich teile die Einschätzungen der ASH-Rektorin nicht, dass es keinen Anlass zur Räumung gebe, weil ‚die Studierenden lediglich einen Raum des Diskurses schaffen’ wollten.” Schon vor fast einem Jahr habe die SPD-Fraktion beschlossen, Hochschulen und kulturelle Einrichtungen bei antisemitischen Störungen (ANMERKUNG: damit ist euphemistisch der Protest gegen die Komplizenschaft mit dem israelischen Staat gemeint) und Besetzungen zur konsequenten Durchsetzung des Hausrechts anzuhalten, so Matz weiter.« (Berliner Morgenpost, 06.01.2025)

INFOS: Not In Our Name ASH – https://www.instagram.com/notinourname_ash

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06.01.2025 Statement der studentischen Besetzung des ASH Audimax

Gestern, am 6. Januar 2025, haben wir als palästina-solidarische Studierende den Audimax der Alice Salomon Hochschule besetzt. Im Juni 2024 gab es eine Kundgebung, bei der konkrete Forderungen an die Hochschulleitung vorgetragen wurden. Daraufhin fand im September ein Gespräch statt, in dem über diese Forderungen diskutiert wurde. Seitdem ist die Hochschulleitung auf keine der Forderungen eingegangen, kooperiert weiterhin mit israelischen Partneruniversitäten und wirft den palästina-solidarischen Studierenden „identitätspolitischen und extremistischen
Protest” vor.

Die Untätigkeit der Leitung einer sozialen Hochschule akzeptieren wir als Studierende nicht länger. Deshalb sahen wir uns gezwungen, uns den Raum an der Uni selbstbestimmt zurückzunehmen, ihn als Ort antikolonialen Lernens zu nutzen und Druck auf die Umsetzung unserer Forderungen auszuüben. Wir solidarisieren uns mit allen palästina-solidarischen Besetzungen und studentischen Protesten.

Um 12 Uhr besetzten wir den Audimax mit circa 50 Menschen. Um 13:30 Uhr trat die Hochschulleitung erstmals an die Besetzer:innen heran. Sie sagte uns zu, den Raum für den Rest der Woche nutzen zu können, jedoch nicht darin übernachten zu dürfen. Ab 21 Uhr drohte sie mit einer Räumung durch die Polizei.
Am Abend betrat die Hochschulleitung unangekündigt und ohne Erlaubnis den besetzten Hörsaal und warf der Besetzung vor, eine Postkarte mit dem Bild eines Alumni veröffentlicht zu haben, auf der „Mensch mit Nazi-Hintergrund” geschrieben stand.

Aufgrund dieses Generalverdachts und des übergriffigen Eindringens der Hochschulleitung in den studentischen Raum spitzte sich die Situation zunehmend zu. Die Hochschulleitung drohte mit einer Räumung. Es ist davon auszugehen, dass die Leitung nach einem Vorwand gesucht hat, uns räumen zu lassen, und den betreffenden Vorfall gezielt dafür instrumentalisiert hat.
Später wandte sich die Hochschulleitung mit einem schriftlichen Ultimatum an uns. Darin hieß es, dass wir den Raum um 21 Uhr verlassen müssten, um ohne polizeiliche Maßnahmen am nächsten Tag weiter den Raum nutzen und im Gespräch über unsere Forderungen bleiben zu können.

Der Raum wurde zum geforderten Zeitpunkt friedlich verlassen, um den Tag kollektiv mit einer Kundgebung vor der Hochschule zu beenden. Massives Polizeiaufgebot erwartete uns bereits auf dem Alice-Salomon-Platz. Dort endete der scheinbare Schutz der Hochschulleitung. Auf der angemeldeten Kundgebung vor der Hochschule wurden völlig ohne Grund vor den Augen der Hochschulleitung fünf Menschen brutal festgenommen. Anstatt die Polizei mit ihrem Verhalten zu konfrontieren, wurde uns von der Hochschulleitung eine zu emotionale Reaktion auf die Polizeigewalt vorgeworfen.

Seit heute, Dienstag, dem 7. Januar, sind wir wieder im Audimax und gestalten den Raum mit einem vielfältigen Programm. Auch heute kämpfen wir darum, den Raum weiterhin nutzen zu können und in unseren Forderungen ernst genommen zu werden.
Wir laden alle Studierenden der ASH und alle solidarischen Menschen ein, zu uns in die Besetzung zu kommen, den Raum mitzugestalten und sich unseren Forderungen anzuschließen.

“The students united will never be defeated.”

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07.01.2025 Statement der studentischen Besetzung des ASH Audimax

Kein “Business as usual” während eines Genozids!

Wir – Studierende der ASH – besetzen am 06.01.2025 das Audimax der Alice Salomon Hochschule Berlin. Wir stehen in Solidarität und mit Anerkennung für frühere studentische Besetzungen weltweit. Unser Ziel ist es, Raum zurückzufordern und einen Ort für selbstorganisiertes Lernen zu schaffen, der sich auf Antikolonialismus und Widerstand konzentriert. Dieser Raum soll für alle Menschen zugänglich sein – nicht nur für Studierende.
Nach über 450 Tagen brutalen Genozids am palästinensischen Volk, der mit jeder Sekunde katastrophaler wird, unterstützt unsere Universitätsleitung weiterhin die genozidale, rassistische und kriminalisierende deutsche Staatsräson.

Mit dieser Kontrolle, Finanzierung und Bewaffnung unterstützt Deutschland Israel bei der Durchführung eines Genozids in Palästina, wo Israel über 200.000 Palästinenserinnen ermordet hat, die Hälfte davon sind Kinder. Es gibt keine Universitäten mehr in Gaza. Israel hat vor wenigen Tagen das letzte funktionierende Krankenhaus in Nord-Gaza bombardiert. Dieser Genozid wird durch die Unterstützung der mitschuldigen akademischen Institutionen in Deutschland und Institutionen weltweit ermöglicht.
Trotz zahlreicher Bemühungen, mit der Universitätsleitung über die Mitschuld der ASH am andauernden Genozid in Palästina zu sprechen, weigern sie sich, Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen wurden wir und unsere Forderungen mit Policing und falschen Anschuldigungen konfrontiert. Zum Beispiel wurde uns gesagt, dass die Verwendung des Wortes “Genozid” die Gefühle anderer verletzen würde.

In der Universität werden aktiv diskriminierende und rassistische Strukturen reproduziert und am Leben gehalten. Nach Außen profilieren sie sich mit einem sozialen, liberalen Bild der “Menschenrechte”, dahinter steckt nur Scheinheiligkeit, Heuchelei und das weiße Helfersyndrom.
Die Hochschule weigert sich, Schutzräume für BiPoC-Studierende zu schaffen, geschweige denn diese anzubieten. Zudem ist die Universität immer noch schuldig daran, dass rassistische Profs an der Uni lehren und von der Hochschulleitung geschützt werden. Die Hochschule reproduziert das Narrativ des “importierten Antisemitismus” und instrumentalisiert Antisemitismus für rassistische Hetze gegenüber BIPoC-Communities.

Die Alice Salomon Hochschule ist eine der bekanntesten Hochschulen in Deutschland für Sozialarbeit und Gesundheitsbildung. Studierende nehmen an Masterstudiengängen wie „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession” teil, sitzen in Seminaren zu Antirassismus und kritischer Diversität und sehen das Banner an der Hochschule mit den Worten „Menschenrechte, Menschenwürde, Menschlichkeit”. Doch die Universität leugnet weiterhin den Genozid in Gaza und unterstützt die Komplizenschaft des deutschen Staates. Was für eine Heuchelei!
Wir sprechen nicht nur die Mitschuld am Genozid und ihre Verbindungen zu zionistischen Institutionen an und verurteilen sie. Wir verurteilen auch das Schweigen der Universität zu der rassistischen Berichterstattung und Gewalt auf den Straßen Berlins und auf den Campusen.

Die Universität unternahm nichts, als die sogenannten “Sozialarbeiter gegen Antisemitismus” das BIPoC-Ref und Professorinnen of Color an unserer Universität angriffen haben und mitschuldig sind, dass zwei Jugendzentren gezwungen wurden, zu schließen, weil Mitarbeitende privat Solidarität mit Palästina geäußert hatten. Diese Mädchen*zentren waren Schutzräume für marginalisierte Jugendliche.
Studierende der ASH haben ihre Jobs verloren und wurden von der Polizei geschlagen, weil sie Solidarität mit Palästina gezeigt haben. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen die von Repressionen betroffen sind: Demonstrant*innen, Arbeiterinnen, Schülerinnen, mit allen Menschen die auf die Straße gehen und sich gegen den Genozid einsetzen.

Anstatt Menschenrechte zu fördern, ihre eigenen Studierenden zu schützen oder uns Räume zum Lernen und Verlernen zu bieten, beteiligt sich die Verwaltung an der Unterdrückung und spricht sich nicht gegen die Strafverfolgung von Studierenden aus. Angesichts dessen stehen wir in Solidarität mit den Menschen in Palästina und dem palästinensischen Volk weltweit, mit kriminalisierten und von Rassismus betroffenen Menschen und mit allen Völkern, die weltweit für kollektive Befreiung kämpfen.
Alle antikolonialen, antiimperialistischen und antikapitalistischen Kämpfe sind miteinander verwoben.

Keiner von uns ist frei, bis wir alle frei sind.

Anstatt Wir haben Räume für antikoloniale Wissensproduktion auf unserem Campus gefordert. Sie wollen uns diesen Raum nicht geben, also nehmen wir ihn uns. Wir als Studierende haben das Recht und die Pflicht, zu protestieren und unsere Universitäten zu besetzen!
Daher fordern wir alle solidarischen Menschen auf sich uns anzuschließen und gemeinsam diesen Ort zu gestalten. Solidarisiert euch und unterschreibt unsere Petition, damit wir so lange wie möglich bleiben können.

Free all opppressed people!

(Alle Fotos in diesem Beitrag sind Bidlauszüge aus Videoclips von www.instagram.com/unpublished.de)


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Zweck dieses Blogs ist es, zu mehr anarchistischen und autonomen Pro-Palästina-Aktivitäten zu motivieren und das Schweigen in Teilen unserer Szene über den andauernden Genozid an der palästinensischen Bevölkerung zu durchbrechen, durch die Veröffentlichung und Verbreitung von anarchistischen und autonomen Pro-Palästina-Inhalten und Berichten aus verschiedenen Quellen.

The aim of this blog is to encourage for more anarchist and autonomous pro-Palestine activities and to break the silence in parts of our scene about the ongoing genocide against Palestinian people, by publishing and spreading of anarchist and autonomous pro-Palestine content and reports from various sources.