Die Jüdische Stimme und Eye4Palestine hatten gemeinsam für Sonntag 26. Januar 2025 zum Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Bebelplatz in Berlin – einem Ort mit Gedenkmahnmal an die Nazi-Bücherverbrennung – aufgerufen (Aufruf).
Auch Anarchist:innen und autonome Antifas beteiligten sich sichtbar mit Anarchie- und Antifa-Fahnen und mit zwei Redebeiträgen (Redebeitrag 1 | Redebeitrag 2).
In Redebeiträgen ging es neben dem Gedenken an den Holocaust gegen Jüd:innen auch um alle anderen Opfer des Nazi-Faschismus, die oftmals beim staatlichen Gedenken vergessen werden, wie u.a. die Sintizze, Rom*nja, Queers, Antifaschist:innen, Menschen mit Behinderungen oder als „Asoziale” bezeichnete Menschen.
Ein* Rom*nja betonte die Heuchelei des Staates, wenn ein Konzern wie die Deutsche Bahn weitgehend ohne einen großen Aufschrei einfach ein Bauprojekt gegen die Rom*nja und Sintizze Gedenkstätte in Berlin-Tiergarten durchsetzen kann.
Außerdem inkludierte die Mahnung auch alle anderen Opfer von Genoziden, die von Deutschland verübt wurden oder auch mit deutscher Komplizenschaft verübt sind. Ein besonderer Augenmerk lag hierbei auf dem Genozid gegen Palästinenser:innen, vor allem in Gaza.
Das Gedenken war emotional bewegend, unter anderem sprach ein Mitglied der Jüdischen Stimme darüber, wie die Familie seines Vaters in Auschwitz ermordet wurde, es wurde ein jiddisches Lied vorgetragen, Gedenk-LED-Kerzen aufgestellt und eine Schweigeminute abgehalten.
Die Schweigeminute wurde nur etwas gestört durch eine parallel stattfindende Gegen-Kundgebung von Israel-Anhänger:innen, Zionist:innen und sog. Antideutschen. Um es nochmal zu betonen: die Zionist:innen hatten zu keiner Kundgebung in Gedenken an den Holocaust und der Auschwitz-Befreiung aufgerufen. Ihre Stör-Kundgebung wurde erst nachträglich angemeldet, mit dem einzigen Ziel, die von Jüd:innen initiierte Gedenk-Kundgebung zu stören. Das zeigten neben ihren Israel-Fahnen vor allem deren Transparente, die sich ausschließlich auf tagespolitische Hetze gegen Muslime oder gegen die Hamas bezogen.
Ein kurzer antizionistischer Platzregen vertrieb aber recht schnell die zahlenmäßig kleinere Kundgebung der rechten Pöbler:innen, und zwei sog. „Antideutsche”, die am Rande der Auschwitz-Gedenk-Kundgebung auftauchten und pöbelten wurden mit „Nazis raus”-Rufen des Platzes verwiesen.
Das Verhalten während des Gedenkens seitens der Polizei war ebenfalls übelst unangemessen. Zu Beginn intervenierten sie mehrmals bezüglich des Verlesens von Auflagen, die Teilnehmer:innen der Kundgebung wurden mit Absperr-Gittern umzäunt, ein Teilnehmer mit einer Antifa-Fahne wurde auch zu Beginn kurzzeitig festgenommen und ein Polizeibeamter machte sich lustig über das Tragen der Kippa (jüdische Kopfbedeckung).
Das Gedenken an die Opfer der Genozide und an die Befreiung von Auschwitz wurde nach dem Regen würdig bis zum Ende fortgesetzt.