„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
/ Dann bin ich um den Schlaf gebracht”
Wie eine böse Vorahnung schienen diese Worte von Heinrich Heine aus dem Jahr 1844, denn unglaubliche Schrecken und Grauen sollten folgen aus diesem Deutschland:
Der koloniale Vernichtungsfeldzug gegen die Maji Maji von 1905-1907 im heutigen Tanzania mit bis zu 300.000 Toten, der Genozid an den Herero und Nama 1904-1908 im heutigen Namibia, als Verbündeter der Türkei der Genozid an den Armenier*innen 1915-1923, und dann gegen Mitte des 20.Jahrhunderts der Genozid mit 500.000 Toten an den Sinti*zze und Rom*nja, den sie selbst Samudaripen nennen, und der Holocaust an 6 Millionen europäischen Jüd*innen, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern von Treblinka, Sobibor, Chelmo, Maidanek bis Auschwitz ihr Ende fanden. Nicht zu vergessen all die anderen vom faschistischen Verbrechensregime Verfolgten und Ermordeten: Kommunist*innen, Anarchist*innen, Christ*innen, Queers, Obdachlose, Menschen mit Behinderung, Schwarze Menschen, Andersdenkende und viele mehr.
21.000 überlebende Gefangene des KZ Buchenwald leisteten am 19.April 1945 auf dem Appellplatz den Schwur von Buchenwald: Darin heisst es u.a.
„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.” Aus diesem Schwur wurde das heute so viel zitierte Nie Wieder. Greift ein, Schaut nicht weg, Übernehmt Verantwortung sollte eigentlich die Schlussfolgerung heutzutage sein.”
Doch die Menschheit hat nichts gelernt aus der Geschichte nach 1945, ihr Gedächtnis für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz: Unzählige Kriege, Verbrechen und Genozide begangen von Menschenhand: Von dem Massaker des französischen Militärs am 8.Mai 1945 in den algerischen Orten Setif, Guelma, den US-amerikanischen Napalmbomben auf Vietnam bis zu den Genoziden in Ruanda (1994), Srebrenica (1995), an den Jesid*innen im Irak oder den Rohingya in Myanmar (um nur einige Beispiele zu nennen) und Jetzt –
den Genozid an den Palästinenser*innen in Gaza.
Und wer schweigt – stimmt zu. Das gilt gestern so wie heute.
Auch Deutschland hat nichts aus seiner eigenen Geschichte gelernt, – denn sie schicken ihre Waffen an Israel, die dann in Gaza die Menschen Töten. Wenn Auschwitz eine Mahnung und Lehre für die Zukunft sein soll und wenn die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden und Elend nicht zur Normalität werden soll, dann erheben wir jetzt unsere Stimme, um diese Ungerechtigkeiten und Erniedrigungen, von denen niemand mehr behaupten kann, davon nichts gewusst zu haben, nicht mehr zu dulden.
Und unterstützen wir diejenigen, die für ihre Befreiung kämpfen – in Kurdistan, in der Westsahara, im Sudan, in Palästina und überall.
Es liegt an uns, den noch Lebenden, die Grausamkeiten der Menschheit zu beenden und für eine Gesellschaft und Welt einzutreten, in der alle Menschen in Würde und Freiheit leben können.
Nie wieder heisst für uns – Nie Wieder für alle und überall.
Keine Macht für Niemand
Dankeschön
Anarchists for Palestine – Berlin, den 26.1.
